"Das Umsetzen des Spannungsverhältnisses von Ruhe und Explosion im Bild"
Kunsthistorikerin Mag. Marion R. Gruber
Ingo Meraners malerische Auseinandersetzung mit Farbe, Form, Fläche und Linie beginnt
Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts. Er arbeitet in Mischtechnik auf Leinwand und
verwendet dabei die Materialien: Acrylfarbe, Pigment, Kohle, Grafit und Strukturmaterial.
Der Künstler malt nicht mit dem Pinsel, sondern arbeitet mit Spachteln oder direkt aus der
Tube. Er schüttet Farbe, er tropft Farbe, er legt Farbschichten übereinander und kratzt
Malschichten wieder heraus. Die Acrylfarbe wird Schicht um Schicht auf die auf dem Boden
gespannte Leinwand gebracht. Farbräume und Strukturen werden geschaffen, wobei
Zwischenbilder entstehen, die übermalt und zerstört werden, bis neue Formen erkennbar sind.
Durch die verschiedenen Trocknungszeiten entstehen Zeitfenster, in denen die tieferliegenden
Farbschichtungen freigelegt werden. Die durch Zufall bestimmten Formen bieten
Anknüpfungspunkte für neue Formen. In diesem fast meditativen Entwicklungsprozess wird
eine Basis geschaffen, welcher Stunden dauern kann, aber auch tagelanges Arbeiten bedeutet.
Die Quintessenz des Bildes entsteht oft in wenigen Minuten in expressiven Gesten. Dahinter
steht kein konzeptionelles Vorgehen, sondern es handelt sich vielmehr um eine Komposition,
die durch Improvisation entsteht.